Christian Schuster steht seit dieser Saison beim Zweitligisten EHC St. Gallen als Headcoach an der Bande. Das Trainermetier ist für den ehemaligen Eishockeyprofi völliges Neuland und weil bei seiner Mannschaft Spielermangel herrscht, ist er derzeit doch wieder als Spieler auf dem Eis zu sehen.
Sie sind zum ersten Mal Cheftrainer eines Teams, wie haben sie sich beim EHC St. Gallen eingelebt?
Christian Schuster: Soweit ganz gut. Es gab und gibt noch sehr viel zu tun. Das Team arbeitet jede Woche hart daran, dass wir uns stetig verbessern. Einige Spieler kannte ich bereits aus früheren Jahren und generell wurde mit allen Spielern und dem Vorstand im Vorfeld vieles besprochen und geplant. Da ich mit Michael Rossi einen wirklich guten Assistenztrainer mit im Boot habe, der das Umfeld des EHC St. Gallen bereits kannte und wir ähnliche Ansichten haben, wurde mir das Einleben sicherlich nochmals erleichtert.
Sie haben viele Jahre als Profi gespielt, was sind die grössten Unterschiede zum Amateurbereich?
Christian Schuster: Zwischen Profi und Amateur gibt es unzählige Unterschiede welche beachtet werden müssen. Im Profibereich weiss jeder Spieler, dass er um einen Vertrag für die nächste Saison spielt, sprich um sein eigenes Salär und seine Zukunft. Es ist also ein ganz anderer Druck vorhanden um Leistung und Einsatz zu bringen. Wenn man nicht jeden Tag seine Leistung abrufen kann, spürt man dies bei der nächsten Vertragsverhandlung mit dem eigenen oder anderen Vereinen. Diese existentielle Ausgangslage verändert sehr viel.
Als Profi kann man seine ganze Energie für die Trainings und Spiele aufbringen. Im Amateurbereich muss man immer daran denken, dass – bis am Abend das Training beginnt- ein Grossteil der täglichen Energie bereits für die Arbeit draufgegangen ist. Daher bedarf es aus meiner Sicht viel mehr Fingerspitzengefühl in der Trainingsgestaltung.
Kurz gesagt, es kann mehr Zeit in die Trainingsvorbereitung, Massage, Physiotherapie, geistige Erholung und Schlaf investiert werden.
Der grösste Unterschied ist die fehlende Erholungszeit die im Amateurbereich nicht vorhanden ist. Ich habe einige ehemalige Profi-Spieler erlebt, die erstaunt waren wie oft im Amateurbereich trainiert wird und dies neben einem 100% Arbeitspensum.
Der EHC St. Gallen steht nach fünf Spielen mit sechs Zählern auf dem sechsten Rang, wie sind sie mit ihrem Team zufrieden?
Christian Schuster: Mit dem sechsten Rang sind wir aktuell nicht ganz zufrieden. Wir haben noch zu grosse Schwankungen von Drittel zu Drittel in einem Spiel. Der Reifeprozess an dem wir arbeiten ist noch in vollem Gange und wo gearbeitet wird, passieren auch Fehler. Unser Ziel ist es diese Fehlerquote von Spiel zu Spiel zu senken. Im Spiel gegen Engiadina haben wir dies nicht gut umgesetzt und mussten am Schluss den Preis dafür in Form einer Niederlage bezahlen. St. Moritz wurde aus meiner Sicht am Anfang nicht als so gut eingestuft aber es hat sich gezeigt, dass Sie über viel Erfahrung und Ruhe im Spiel verfügen.
In der kommenden Runde folgt die Partie gegen den Tabellenletzten Urdorf, sind da drei Punkte bereits budgetiert?
Christian Schuster: Von budgetierten Punkten möchte ich nicht reden. Nach so wenigen Spielen ist die Tabelle nicht ganz aussagekräftig. Klar ist, dass Urdorf eher in der unteren Tabelle anzufinden sein wird aber jedes Spiel muss zuerst gespielt werden. Selbstverständlich gehen wir nach Urdorf um 3 Punkte mit nach Hause ins Lerchenfeld zu bringen.
Sie haben in einem Interview einmal gesagt, sie wollen in die Top 4, ist dieses Ziel etwas hoch gegriffen oder mit ihrem Team wirklich realisierbar?
Christian Schuster: Top 4 ist weiterhin realistisch. Zwischen Platz 3 und 8 ist zurzeit ziemlich viel möglich und die Teams bewegen sich auf ähnlichem Niveau. Leider waren wir beinahe den ganzen August von zu vielen Absenzen geplagt wodurch wir noch nicht da sind wo wir es sein wollten und sollten. Mit einer guten Teamleistung und dem Wettkampfglück das eine oder andere Mal auf unserer Seite können wir dies erreichen und dafür arbeiten wir jede Woche hart.
Christian, vielen Dank für dieses interessante Gespräch und mögen ihre Erwartungen mit dem EHC St. Gallen in Erfüllung gehen.