Individuelles Training, Gitarre spielen lernen, sich weiterbilden, Kinderzimmer einrichten, das junge Vaterglück geniessen. Den Spielern der SC Rapperswil-Jona Lakers wird es auch ohne Eishockey nicht langweilig.
Bild: (v. l. n. r.): Roman und Veronika Červenka bleiben vorerst am Obersee, Melvin und seine Freundin werden bald Eltern und Juraj Simek geniesst die Zeit mit der Familie – und könnte sich vorstellen, in der Zwischenzeit Gitarre spielen zu lernen.
(march24.ch) Aufgrund einer Verletzung kam Cedric Hüsler zu einem mehrwöchigen Vaterschaftsurlaub und konnte sich so nach der Geburt Anfang Dezember intensiv um Frau und Sohn kümmern. Ein schöner Nebeneffekt, wie der Lakers-Stürmer damals meinte.
Seinem Teamkollegen Leandro Profico geht es nun ähnlich. Er wurde am 9. März erstmals Vater und hat nun ebenfalls sehr viel Zeit – wegen des Coronavirus. Die Saison ist abgebrochen, ein reguläres Training verboten. «Das Timing der Geburt hätte kaum besser sein können», sagt der Verteidiger. Dies vor allem darum, da wenige Tage später die Spitäler komplett abgeschottet wurden. «Ich weiss nicht, ob ich dann bei der Geburt hätte dabei sein können oder in den Tagen danach meine Frau und unseren Sohn besuchen.» Nun seien sie alle gemeinsam zu Hause – und gesund. Damit das so bleibt, muss Profico streng sein. «Ganz viele Leute würden natürlich gerne das Baby anschauen kommen, aber das liegt aktuell einfach nicht drin. Wir wollen kein Risiko eingehen.»
Zeit für Kinder
Auch Lakers-Goalie Melvin Nyffeler wird bald erstmals Vater, ebenfalls eines Sohnes. Ende Mai ist es so weit. Für ihn hat die aktuelle Situation positive wie negative Seiten. «Einerseits habe ich nun mehr Zeit, um das Kinderzimmer einzurichten und einige andere Arbeiten im Haus zu erledigen – was aber gar nicht so einfach ist, wenn die entsprechenden Läden geschlossensind», erklärt er. Andererseits sei es seiner Frau und ihm momentan nicht möglich, verschiedene Geburtsabteilungen anzuschauen, weil die Spitäler ganz andere Sorgen hätten. «So müssen wir uns nun halt einfach aufgrund von Empfehlungen entscheiden.»
Insgesamt sei es eine komische Situation, sagt Nyffeler. «Man schwebt aktuell irgendwie in der Luft.» Man könne weder die nach dem Saisonende im Normalfall geplanten Ferien machen noch richtig trainieren. Er versuche, sich mit alternativem, individuellem Training einigermassen fit zu halten. Im Hinterkopf schwirrte noch lange die Heim-WM herum, so Nyffeler. Wie auch Lakers-Verteidiger Dominik Egli gehörte er zum Kandidatenkreis für eine Teilnahme. Mit der Absage der WM ist auch diese Ungewissheit vom Tisch, die Sachlage klar.
Klarheit erwünscht
Baldige Klarheit wünschen sich Roman Cervenka und Juraj Simek in Bezug auf die kommende Saison. Denn bei beiden (und einem guten Dutzend weiterer SCRJ-Akteure) läuft der aktuelle Vertrag Ende April aus. «Ich würde gerne weiter für die Lakers spielen, mir gefällt es hier in Rapperswil», sagt Cervenka, «allerdings liegen die finanziellen Vorstellungen noch weit auseinander. » Solange er nicht wisse, wie es weitergehe, würden er und seine Familie am Obersee bleiben. «In die Heimat zurückreisen werden wir immer können, aber allenfalls nicht mehr in ein anderes Land zurück», begründet der Tscheche.
Auch Simek könnte sich vorstellen, bei den Lakers zu bleiben. Das Verhandeln überlässt er aber wie Cervenka komplett dem Agenten. In der Zwischenzeit hält sich der Stürmer mit Einzeltrainings im Kraftraum fit und geniesst die zusätzliche Zeit mit der Familie. «Ich wollte schon lange ein Instrument lernen. Nun habe ich eine Gitarre gekauft – und für meinen Sohn eine Ukulele», sagt der slowakischschweizerische Doppelbürger.
Guter Zeitpunkt fürs Studium
Während Simek schon ein «Projektchen » für die zusätzliche Freizeit gefunden hat, ist Mauro Dufner (kommt aus dem Nachwuchs der PIKES) – einer von 22 Spielern, die bei den Lakers bereits einen Vertrag für die Saison 2020/21 haben – noch auf der Suche. «Ich überlege mir schon seit Längerem, die Berufsmatura im Fernstudium zu absolvieren. Jetzt wäre wohl ein guter Zeitpunkt, um damit zu beginnen – oder zumindest, um sich einmal genauer zu informieren», sagt der Verteidiger, der gelernter Kaufmann ist. Erste Priorität hat für Dufner – wie für alle seine Teamkollegen – aber etwas anderes: «Die vom Bund verordneten Massnahmen einhalten und gesund bleiben, damit möglichst bald wieder Normalität einkehrt.»