Der Neustart der Super League erfolgt unter einer Reihe von Sicherheitsvorkehrungen. Die wichtigsten Punkte im Überblick.
Ein Bild mit Symbolcharakter: In den Stadien wird intensiv desinfiziert.
(SDA) Wenn am Samstagabend der FC St.Gallen auf den FC Sion trifft und die Super-League-Saison fortgesetzt wird, geschieht dies unter Einhaltung diverser spezifischer Rahmenbedingungen aufgrund der Corona-Pandemie.
Vieles ist ähnlich wie in der deutschen Bundesliga, in einigen Punkten aber ist das 23-seitige Schutzkonzept der Swiss Football League weniger streng: In der Schweiz müssen sich die Spieler keinen flächendeckenden Tests auf das Coronavirus unterziehen, und im Gegensatz zur Bundesliga bleibt Spielraum, um zumindest einigen Zuschauern Zutritt ins Stadion zu gewähren. Nachfolgend die Antworten auf die wesentlichsten Fragen:
Was sind die aktuellen Rahmenbedingungen des Bundesrats für Veranstaltungen?
Veranstaltungen mit maximal 300 Personen sind seit dem 6. Juni erlaubt. Die Einschränkung könnte noch in diesem Monat gelockert werden, mehr als 1000 Personen bleiben bis Ende August aber untersagt. Mit Staff und Klubvertretern sowie Schiedsrichtern, Sicherheitsverantwortlichen, Helfern und Medienschaffenden ist das 300er-Kontingent zu mindestens zwei Dritteln ausgeschöpft, über die wenigen verbleibenden Plätze können die Klubs selber verfügen.
Wo dürfen Zuschauer ins Stadion?
Nach aktuellem Stand lassen St. Gallen, Basel, Servette, Luzern, Lugano, Sion und Xamax ausgelesene Zuschauer ins Stadion. Die meisten vergeben vor den Heimspielen ein paar Dutzend Tickets per Losverfahren an die Saisonkartenbesitzer und wahlweise auch an Sponsoren und Partner wie etwa beim FC St. Gallen. Ein Zutrittsverbot für Personen aus Risikogruppen besteht nicht, allerdings rät das Bundesamt für Gesundheit (BAG) solchen davon ab, Anlässe zu besuchen. Zur Risikogruppe der über 65-Jährigen gehören zum Beispiel die Klubpräsidenten Ancillo Canepa (FCZ) und Angelo Renzetti (Lugano). Die Young Boys, der FCZ und Thun verzichten vorerst auf die beschränkte Möglichkeit. Als Alternative bleiben die Quasi-Geisterspiele im TV. Der Pay-TV-Sender Teleclub überträgt wie gehabt alle Partien der Super League, das SRF eine am Sonntag. Das Auftaktspiel YB – FCZ strahlt Teleclub auf seinem Kanal „Teleclub Zoom“ kostenfrei aus.
Was ist auf dem Platz anders als sonst?
Eine einschneidende Änderung ist die vorübergehende Aufstockung des Wechselkontingents. Jeder Trainer kann für den Rest der Saison fünf Spieler auswechseln – mit der Einschränkung, dass für die Wechsel maximal drei Gelegenheiten erlaubt sind. Gewöhnungsbedürftig ist neben der Geisterspiel-Atmosphäre das Prozedere vor Matchbeginn. Es wird kein gemeinsames Einlaufen und kein Händeschütteln geben, die Spieler werden nicht von Kindern auf den Platz begleitet. Des Weiteren sind die Spieler angehalten, sich beim Torjubel nicht zu umarmen und auf die Abstandsregeln zu achten sowie nicht auf den Rasen zu spucken.
Werden die Spieler auf das Coronavirus getestet?
Klubs müssen keine Tests durchführen lassen, können dies im Rahmen ihrer Fürsorgepflicht aber tun. Flächendeckende Tests waren in einem ersten Entwurf des Schutzkonzeptes vorgesehen, das BAG riet der Swiss Football League jedoch davon ab – weil ein negativer Test eine falsche Sicherheit suggeriere und wegen Unverhältnismässigkeit. Stattdessen durchlaufen die direkt am Spiel beteiligten Personen eine medizinische Untersuchung inklusive Fiebermessen. Im Stadion besteht keine Maskenpflicht, aber ausserhalb des Platzes eine strikte Abstandsregel von zwei Metern. Alle Stadionbesucher werden namentlich erfasst und müssen einen Fragebogen ausfüllen. Sie müssen symptomfrei sein und zwecks allfälliger Kontaktverfolgung Adresse und Telefonnummer hinterlegen.
Was passiert, wenn das Coronavirus in einem Team auftritt?
Ein infiziertes Mitglied muss sich umgehend in häusliche Isolation begeben. Die Person kann so lange nicht mehr am Trainings-und Spielbetrieb teilnehmen, bis sie während zwei Tagen keine Krankheitssymptome mehr aufweist und bis mindestens zehn Tage nach Symptombeginn. Erkrankte Spieler bleiben über die Klubs hinaus anonym. Wenn ein Spieler oder eine Person engen Kontakt zu einer erkrankten Person hatte, müssen die Anweisungen des BAG zur Quarantäne befolgt werden.
Was könnte den Plan durchkreuzen, die Saison bis am 2. August zu beenden? Oder anders gefragt: Was kann passieren, damit die Saison abgebrochen werden muss?
Stark steigende Fallzahlen bei den Coronavirus-Infizierten könnten erneute Massnahmen des Bundes erfordern. Problematisch könnte es auch werden, wenn sich das Virus in einem Klub ausbreitet. Wie auch im Normalbetrieb können Klubs ab sechs Krankheitsfällen ein Gesuch auf eine Spielverschiebung stellen. Viel Spielraum bliebe der Liga bei einer erneuten Umgestaltung des Kalenders aber nicht. Dritter möglicher Stolperstein ist Christian Constantin. Sions Präsident blitzte mit seinem Gesuch um eine kartellrechtliche Untersuchung vor der Wettbewerbskommission nach dem klaren Liga-Beschluss zur Saison-Fortsetzung zwar ab, bleibt aber unberechenbar.
Wie sähe das Szenario bei einem Abbruch aus?
Dieses Szenario blendet die Swiss Football League bislang aus. Folglich gibt es keinen Plan, wer auf- und absteigen würde und an wen die Europacup-Plätze gingen. Bei einem Abbruch zwei Runden vor Schluss mit gefallenen Entscheidungen könnte die Saison anders gewertet werden, als wenn dieser früher erfolgen sollte. Definiert ist hingegen das neue Prozedere beim Abbruch einer laufenden Partie: Muss ein Spiel abgebrochen werden, wird dieses gewertet, falls 75 Minuten oder mehr absolviert waren. Anderenfalls wird die Paarung am nächsten Tag angesetzt und die verbleibende Spielzeit absolviert.