GABRIEL WÜRTH: „JEDER LIGAERHALT WAR WIE EIN MEISTERTITEL“

Gabriel Würth hatte auf Saisonende seinen Rücktritt angekündigt, doch das Coronavirus machte ihm einen Strich durch die Rechnung und er konnte sich nicht auf dem Feld gebührend von seinen Mitspielern verabschieden. regioSPORT.ch blickt mit dem abtretenden Forti-Captain auf 14 Jahre Spielzeit zurück.

Nach 14 Jahren ist für Gabriel Würth nun Schluss mit Spitzen-Handball. Dabei hat der 32-Jährige rund 400 Partien absolviert und weit über 1’000 Tore für den TSV Fortitudo Gossau erzielt. Er war stets ein kämpferisches Vorbild, in den Trainings immer präsent und auch neben dem Spielfeld ein echter Leader. Da ihn schon seit einiger Zeit Verletzungen am Ellbogen und Schulter plagten, konnte der „Capitano“ in der abgebrochenen Spielzeit nur gerade 14 Partien bestreiten und trotzdem gelangen ihm dabei 31 Treffer.

Können sie sich noch an ihren ersten Einsatz für die erste Mannschaft von Forti erinnern, was war das für ein Gefühl?
Gabriel Würth: 
Ehrlich gesagt nicht wirklich. Das war damals auch noch in der NLB, da kam ich zu Teileinsätzen in einigen Spielen, spielte aber hauptsächlich noch in der U19. Ich trainierte aber bereits mit der 1. Mannschaft normal mit, ich kann mich daran gut erinnern, da mich die Mannschaft sehr gut aufgenommen hat und ich mich von Anfang an sehr wohlfühlte. Natürlich dann an die Saison mit dem Aufstieg und an die ersten Spiele in der NLA mit dem ersten Sieg gegen Pfadi kann ich mich schon noch gut erinnern.

Seither sind rund 14 Jahre vergangen. Was war ihr Highlight mit Forti und welches Erlebnis würden sie gerne aus ihrem Gedächtnis streichen?
Gabriel Würth: 
Highlights gab es viele, ich denke der Aufstieg war sicher sehr speziell, da habe ich das erste Mal so richtig gespürt, was es für eine Euphorie in diesem Verein gibt. Die ganzen Aufstiegsspiele und das letzte Spiel in Stäfa, die Fans waren unglaublich, was für mich ganz speziell war, da ich aufgrund Verletzungen von anderen von Anfang an beginnen konnte und mir das auch sehr gut gelungen ist. Da muss ich meinem damaligen Mitspieler „Jäse“ (Jasmin Ithiarevic) auf dem linken Flügel danken, der hat mich, obwohl er verletzt war, super unterstützt und mir jegliche Tipps gegeben. Da habe ich auch gelernt, was Teamwork bedeutet und wie wichtig das ist.

Dann natürlich der Last-Minute Ligaerhalt ebenfalls gegen Stäfa im Jahr 2016 und das Erreichen der Playoffs vor zwei Jahren gegen GC. Aber eigentlich war jeder Ligaerhalt wie ein Meistertitel für uns. Was dies jeweils bedeutet hat, wurde einem erst mit dem Abstieg richtig bewusst. Was ich auch noch hervorheben möchte ist das Erreichen der Barrage im letzten Spiel auswärts gegen Basel 2017, als halb Gossau am Mittwochabend nach Basel reiste und wir das unmögliche noch möglich gemacht haben.

Klar, der Abstieg hätte nicht sein müssen, den kann ich streichen.

In ihrer Zeit beim TSV Fortitudo haben sie einige Trainer erlebt, was bleibt ihnen dabei unter welchen Trainern besonders in Erinnerung?
Gabriel Würth: 
Predrag Borkovic war ein Taktiktrainer, der jedes Spiel und jeden Gegner sehr genau studierte. Das Videostudium hatte damals schon einen grossen Stellenwert, auch wenn auf VHS Kassette in einem Röhrenfernseher der Ball kaum sichtbar war.

Rolf Erdin war sehr ein emotionaler Trainer, der sehr ehrgeizig war und viel von den Spielern verlangte. Ich denke, viele wurden dadurch auch persönlich besser, wie ich selber auch. Zudem legte er sehr viel Wert auf den Teamzusammenhalt.

Oli Roth, den ich leider nur ein gutes Jahr als Trainer hatte, hat einen ähnlichen Stil wie Rolf. Wenn man fit werden will, weiss Oli wie man Trainings macht, ich hatte auf jeden Fall im Januar dieses Jahres meine besten persönlichen Ergebnisse beim Leistungstest und ich war nicht der einzige. Oli hat die Mannschaft im Januar am Tiefpunkt übernommen und alles rausgeholt was herauszuholen war, nicht nur auf dem Platz und mit sehr kreativen Ideen und vielen Gesprächen, das war beeindruckend.

Wird man sie in Zukunft weiterhin in der Halle sehen oder brauchen sie zunächst etwas Abstand vom Handball?
Gabriel Würth: 
Eigentlich wollte ich schon zwei bis drei Monate mal nichts machen und nichts mit Handball zu tun haben. Jetzt musste ich ja gezwungenermassen Pause machen und muss mal schauen wie es weitergeht. Den Spass am Handball habe ich nicht verloren, deshalb wird man mich sicher wieder in der Halle sehen.

Möchten sie später einmal Trainer werden oder wäre die Aufgabe des sportlichen Leiters etwas für sie?
Gabriel Würth: 
Im Moment möchte ich kein Trainer oder eine sportliche Leitung machen. Ich möchte den Aufwand mit Handball etwas reduzieren und spiele vielleicht noch im Herren 2. Die letzten 14 Jahre war der Handball stets die Nummer 1, für mich auf gleicher Höhe wie die Arbeit, so gut es ging. Der Aufwand war gross, hat aber immer Spass gemacht. Nun möchte ich die neue freie Zeit etwas geniessen, vielleicht mal etwas spontaner werden, was meine Familie, Freunde und Freundin sicher freuen wird.

Gabriel Würth, herzlichen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft.

Top