Zum dritten Mal nach 2016 und 2020 starten die Amriswiler in die Champions League. Wer erinnert sich nicht an die denkwürdige Partie gegen Perugia, ausgetragen im November 2016 in Arbon, weil die alte Tellenfeldhalle den Champions-League-Anforderungen nicht genügte? Und genauso gerne erinnern wir uns an den letztjährigen Wettbewerb, als sich die Thurgauer gegen die Weissrussen aus Soligorsk und die Belgier aus Maaseik in der ersten Qualifikationsrunde durchsetzten und dann zu Hause den späteren Champions-League-Finalisten Trentino und den CEV-Cup-Sieger Dinamo Moskau empfangen durften.
(Bernhard Windler) Weil Amriswil in der Spielzeit 20/21 hinter Chênois «nur» Vizemeister wurde, brauchte es den Verzicht der Genfer, damit es zur dritten Teilnahme in Europas Königsklasse kommen konnte. Jetzt, da die europäischen Wettbewerbe nach Corona wieder voll starten, meldete sich die Rekordzahl von 35 Teams für den obersten Vereinswettbewerb auf europäischer Ebene an. Weil aber 18 der 20 Plätze der Gruppenphase für die Spitzenteams der besten Ligen reserviert sind, müssen die 17 Teams der schwächeren Nationen um die letzten beiden Plätze stechen. Wenn Amriswil sich für die Gruppenphase qualifizieren will, muss das Team vier Runden mit Hin- und Rückspielen erfolgreich bestreiten. Eine Herkulesaufgabe!
Für die erste Runde wurde den Amriswilern der estnische Meister Bigbank Tartu zugelost. Am Mittwoch, 22. September (19 Uhr Ortszeit), spielt der Schweizer Vertreter in Tartu, einer Universitätsstadt mit 100’000 Einwohnern. Tartu liegt 160 km oder gute zwei Autofahrstunden südwestlich der estnischen Hauptstadt Tallinn.
Volleyballerisch gibt es grosse Unterschiede zwischen den beiden Ländern. Während das Nationalteam von Estland an der eben beendeten EM teilnehmen und dort in der Gruppenphase einen Sieg gegen die Slowakei einfahren konnte, scheiterte die Schweiz in der EM-Qualifikation einmal mehr, wenn auch nur sehr knapp. Was die Meisterschaften in den beiden Ländern anbelangt, gilt die Schweizer NLA aber als klar stärker im Vergleich zur estnischen Liga. Erklären lässt sich das so, dass rund ein Dutzend der besten estnischen Spieler in einer ausländischen Liga spielt, für Tartu aber ausschiesslich Esten auflaufen. Schweizer Akteure in anderen europäischen Ligen? In der vergangenen Saison keiner, jetzt genau zwei! Und die heimische Liga wird von starken Ausländern geprägt.
Amriswil befindet sich seit anfangs August im Training. Der neue Coach Juan Manuel Serramalera hat mit dem neuformierten Team erfolgreiche Trainingsspiele gegen Näfels, Schönenwerd, Jona und Friedrichshafen bestritten und sich dabei in eine gute Frühform spielen können. Mit Passeur Dima Filippov, dem Diagonalangreifer Milija Mrdak, dem Aussenangreifer Björn Höhne und dem Mittelblocker Facundo Imhoff stehen dem argentinischen Trainer vier 5-Sterne-Spieler (gemäss Volleybox.net) zur Verfügung, ein Status, den in der Schweiz sonst nur das Genfer Mittemonster Dejan Radic hat. Starspieler in den Reihen des estnischen Meisters ist der 33-jährige Aussenangreifer Martti Juhkami, der in den beiden letzten Saisons beim VfB Friedrichshafen sein Geld verdiente. Ebenfalls 5-Sterne-Status hat der 39-jährige Libero Rait Rikberg, der vor Jahren einmal in der belgischen Liga spielte.
Das Spiel gegen Tartu kann live auf www.eurovolley.tv (Bezahlstream) ab 18 Uhr verfolgt werden.