Zum vierten Mal in der Vereinsgeschichte starten die Amriswiler in der Champions League. Beim ersten Auftritt in der Spielzeit 2016/2017 begann man mit zwei Siegen gegen die Kosovaren aus Peja, ehe man sich gegen Perugia mit 1:3 und 0:3 geschlagen geben musste. Knappe zwei Jahre ist der zweite Auftritt her. In einer wegen Corona ziemlich speziellen Wettkampfform qualifizierte man sich in einem 3er-Turnier gegen Soligorsk aus Belarus und Maaseik aus Belgien für die 2. Runde. Wer erinnert sich nicht an die Spiele in der neuen Tellenfeldhalle gegen die Weltklasseteams Dynamo Moskau und Trentino? Beide Spiele gingen zwar verloren, doch das Amriswiler Team legte grosse Ehre für den Schweizer Volleyballsport ein.
(Bernhard Windler) Nachdem Meister Chênois 2021 auf die Teilnahme in der Champions League verzichtet hatte, wollten die Amriswiler in der Qualifikation zur Gruppenphase durchstarten. In der Vorrunde hatte man die Esten aus Tartu zugelost bekommen – ein Gegner, mit dem man nicht allzu viele Probleme haben sollte. Dachte man! Obwohl man den Trainingsbeginn zwei Wochen vorverlegt hatte, schien man Mitte September in den beiden Spielen noch nicht bereit zu sein. In Tartu verloren die Leute um Passeur Dima Filippov sang- und klanglos mit 0:3. Und als im Rückspiel die Esten nach drei Sätzen mit 2:1 führten, war die Sache gelaufen. Dass man dann in der 1. Runde im CEV-Cup gegen den Ligakonkurrenten Chênois auch noch verlor, rundete den missglückten Auftritt auf internationaler Ebene ab.
Und jetzt steht also die vierte Champions-League-Teilnahme vor der Tür. Die Amriswiler werden mit sieben weiteren Teams ausmachen, wer die drei letzten Plätze in der Gruppenphase holt. Und diese sieben Teams haben es in sich!
Am ehesten ist den Amriswilern ein Weiterkommen in die zweite Qualifikationsrunde zuzutrauen, wenn der Gegner der österreichische Vizemeister Aich/Dob oder der bosnische Meisterschaftsdritte Brcko wäre. Beide haben letzte Jahr im CEV-Cup gespielt und sind in der ersten Runde klar gescheitert – allerdings gegen die Hochkaräter von Zenit Kasan (Russland) bzw. Belchatov (Polen).
Etwas höher einzuschätzen sind der kroatische Meister Zagreb und der finnische Champion Sastamala. Zagreb hat im letzten Jahr in der 1. Runde der Champions League gegen die Tschechen von Karlovarsko ganz knapp verloren. Im CEV-Cup erreichten sie nach einem Erfolg gegen Usti nad Labem aus Tschechien die zweite Runde, wo mit Monza der nachmalige CEV-Cup-Sieger Endstation bedeutete. Sastamala schlug in der ersten ChL-Runde den holländischen Meister Appeldoorn, ehe man sich gegen Benfica Lissabon geschlagen geben musste.
Starke Teams in der Champions-League-Auswahl
Stärker als die vier bisher genannten Teams dürften der rumänische Meister Galati, Benfica Lissabon aus Portugal und vor allem Pazardzhik aus Bulgarien sein. Galati verlor zwar in der ChL gegen Karlovarsko nach einem Golden Set. Im CEV-Cup mussten Prag, Chaumont und Frankfurt gegen die Rumänen einpacken, ehe im Viertelfinal Belchatov knapp gewann. Lissabon und Pazardzhik gelang im vergangenen Jahr das Kunststück, sich für die Gruppenphase in der Champions League zu qualifizieren. Lissabon verlor gegen St. Petersburg und Berlin je zweimal, gewann aber beide Spiele gegen die Serben aus Novi Sad. Noch besser schnitt der bulgarische Meister ab. In der CHL-Quali mussten Soligorsk und Piräus dran glauben, ehe man in der Gruppenphase gegen Friedrichshafen und Roeselare aus Belgien ungeschlagen blieb und nur dem nachmaligen CHL-Halbfinalisten Jastrzębski Węgiel zweimal unterlag.
Und dann ist plötzlich alles wieder anders! Auf Nachfragen merkt der europäische Verband, dass ihnen drei Teams abhanden gekommen sind und es – Stand heute – 11 Qualifikanten sind. Zusätzlich sind noch der holländische Meister Apeldoorn, die Mazedonier aus Budva und Strumica aus Nord-Mazedonien gemeldet. Bezüglich Leistungsstärke wäre Strumica wohl das Traumlos. Budva ist im vergangenen Jahr sowohl in der Champions League als auch im CEV-Cup in der 1. Runde ausgeschieden. Dieselben Misserfolge fuhr auch Appeldoorn ein.
Und wie stehen jetzt also die Chancen der Amriswiler? Es scheint, dass die Thurgauer mit einem sehr starken Team auflaufen werden. Ob die möglichen Gegner schwächer, gleich stark oder gar stärker sind, lässt sich Stand heute nicht vorhersagen. Wie es scheint, haben die meisten Teams grosse Wechsel im Kader hinter sich, so dass eine realistische Einschätzung äusserst schwierig ist.
Die Auslosung findet am kommenden Dienstag, 28. Juni, um 12:00 Uhr in Luxemburg statt und kann via Facebook verfolgt werden.
Die erste Runde in der Champions-League-Qualifikation findet in Woche 38 (20./21./22. September) und Woche 39 (27./28./29. September) statt.