VOLLEY AMRISWIL WIRD VIZEMEISTER

Volley Amriswil muss Schönenwerd wieder den Vortritt lassen. (Bild: Manuel Nagel)


In einem hochstehenden, sehr emotional geführten Finalspiel gewann mit Schönenwerd das glücklichere, in den entscheidenden Momenten etwas abgeklärtere Team. Vor 1250 begeistert mitgehenden Zuschauern im Hexenkessel der Betoncoupe-Arena entschieden wie in den letzten beiden Begegnungen nur Winzigkeiten über Sieg und Niederlage. (Bernhard Windler)

In zwei aufeinanderfolgenden Spielzeiten wurde der Titel erst im fünften und letzten Spiel der Playoff-Finalserie vergeben. Kann es Zufall sein, dass beide Male das Heimteam das bessere Ende für sich behalten konnte? In den insgesamt zehn Finalpartien gewann acht Mal das Heimteam; in dieser Saison wurden gar alle Begegnungen von den zu Hause spielenden Mannschaften gewonnen. Wurde die Meisterschaft demzufolge anlässlich der denkwürdigen Telefonkonferenz vom 28. Februar 2024 mit dem unverständlichen Klassierungsentscheid nach der Qualifikation anstelle derjenigen nach Qualifikation und Pre-Playoffs entschieden? Mitentschieden? Amriswils Vereinsverantwortliche meinten damals: «Wer Meister werden will, muss das letzte Spiel gewinnen!» Würden sie sich heute noch gleich verlauten lassen?

Anyway, Schönenwerd ist Meister, Amriswil «nur» Vizemeister. Das ist bitter und nur schwer zu schlucken!

Das entscheidende Spiel war von Beginn weg hochklassig. Nach zwei erfolgreichen Blocks und einer schönen Finte von Lars Migge führte Amriswil mit 5:3. Es sollte allerdings das letzte Mal sein, dass die Thurgauer in diesem Satz vorne lagen. Bald einmal übernahmen die Solothurner das Kommando und lagen schon zu Satzmitte mit vier Punkten in Front. Da die von Passeur Dima Filippov immer wieder gut lancierten Angriffsspieler den Ball nur selten auf den Boden brachten, wuchs der Abstand an, und der Satz ging mit 25:18 an Schönenwerd. Topskorer Julian Weisigk hatte beim Stande von 14:10 den glücklosen Etienne Schalch auf der Diagonalangreiferposition ersetzt. Es war für die Amriswiler Fans allerdings bitter, mitansehen zu müssen, wie weit Weisigk nach seiner Verletzung von der Bestform entfernt ist. Er wurde denn auch kurz vor Satzende wieder ausgewechselt und in der Folge nicht mehr eingesetzt.

In Durchgang 2 brachte Coach Juan Manuel Serramalera wieder Etienne Schalch auf Dia, doch der 20-Jährige fand einfach nicht richtig ins Spiel. Trotzdem lief es seinem Team weitaus besser als in Satz 1. Bis zum Stande von 7:7 schaukelte sich das Skore in die Höhe, ehe sich die Gäste auf 9:7 und 12:8 absetzen konnten. Bei 16:11 war der Satz vorentschieden. Hauptgrund für die resultatmässige Kehrtwende war, dass der Sri Lanker Mahela Indeewara Fehler an Fehler reihte und die Amriswiler sich in einen Flow steigern konnten. Mit 25:17 ging dieser Abschnitt sehr deutlich an die Amriswiler.

Der dritte Satz begann für die Amriswiler sehr gut. Obwohl «Schöni» jeweilen einen mächtigen Block gegen Lars Migge stellte, punktete der 19-Jährige zweimal erfolgreich. Warum sich Passeur Filippov beim nächsten Ball gegen den Mitteangriff von Shane Holdaway und die Pipe von Björn Höhne, dafür zum dritten Mal in Folge für Migge auf Aussen entschied, bleibt sein Geheimnis. Jedenfalls liess sich der Schönenwerd-Block kein drittes Mal überwinden, und statt 3:0 stand es 2:1. Für die Niederämter war dies die Initialzündung. Bald einmal stand es 6:4, und der Vorsprung von Passeur Giger und dem omnipräsenten Luca Ulrich wuchs rasch auf 14:10. Renan Purificaçao hatte schon vor Satzmitte Schalch ersetzt, doch der Brasilianer fühlt sich auf der Position des Diagonalangreifers nicht sehr wohl. Trotzdem kamen die Amriswiler in der Money Time bei Aufschlag von Shane Holdaway noch einmal auf 22:20 heran. Als dann der nächste Aufschlag im Out landete und Mischa von Burg für sein Team ein weiteres Mal sauber abschloss, brauchte es nur noch einen geblockten Angriff von Purificaçao, damit der dritte Satz an Schönenwerd ging.

Eigentlich hat Amriswil gegenüber Schönenwerd während der gesamten Saison etwas voraus, nämlich die starke Ersatzbank. Doch weil beide Diagonalangreifer nicht reüssierten und Purificaçao auf dieser Schlüsselposition abfiel, musste Serramalera es mit der vierten Variante versuchen. Er zog Lars Mitte von Aussen ab auf Dia, schwächte damit aber das Spielgefüge seines Teams. Trotzdem fanden die Thurgauer gut ins Spiel und lagen nach ausgeglichenem Start bei Satzmitte mit 14:12 in Front. Dieser Vorsprung mit einem oder zwei Punkten blieb bis zum Stande von 23:21 bestehen. Der folgende Aufschlag von Purificaçao landete haarscharf auf der Linie. Jedenfalls blieb die Fahne des Linienrichters unten. Dass Schiedsrichter Simonovic aus grosser Distanz den weitaus besser postierten Linienrichter überstimmte, war riesengrosses Pech für die Amriswiler. Mahela nutzte in der Folge seine Chancen gegen die geschockten Amriswiler eiskalt, zuerst mit einem Diagonalangriff, dann mit einem Ass auf Ramon Diem. Facundo Imhoff vermochte den ersten Matchball noch abzuwehren, doch beim zweiten Matchball bewirkte die Netzkante, dass der Angriffsball von Holdaway ins Out flog.


Volley Schönenwerd – Volley Amriswil 3:1 (25:18, 17:25, 25:20, 26:24); Schönenwerd, Betoncoupe Arena, 1250 Zuschauer; 1. Schiedsrichter: Vladimir Simonovic; 2. Schiedsrichter: Philippe Enkerli. Mannschaftsaufstellung  Volley Schönenwerd: Petter Østvik, Reto Giger, Luca Ulrich, Mischa von Burg, Mahela Indeewara, Cyril Kolb, Lukas Hasler (Libero); Mannschaftsaufstellung Volley Amriswil: Dima Filippov, Björn Höhne, Shane Holdaway, Etienne Schalch, Lars Migge, Facundo Imhoff, Ramon Diem (Libero)

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