Die Sommerferien 2021 standen für Voltige Lütisburg ganz im Zeichen der Vorbereitungen für die Weltmeisterschaften 2021 der Elite, welche vom 26.-29.08.2021 in Budapest (HUN) stattfinden. Nachdem in der vergangenen Saison 2020 nur einige wenige nationale Wettkämpfe abgehalten worden waren, freuen sich die teilnehmenden Athleten umsomehr auf die Herausforderung, sich wieder auf internationalem Niveau zu messen.
(Voltige Lütisburg) Voltige Lütisburg hat während den ganzen Sommerferien zahlreiche Lagertrage für alle Vereinsmitglieder durchgeführt. Das Junioren-Kaderteam um Martina Brander und das Elite-Team mit Moni Winkler absolvierten ihre jeweiligen Intensivtrainings, welche anfangs Saison zur optimalen Vorbereitung für die Championate – Junioren-EM in Le Mans (F) und Senioren-WM Budapest (HUN) – angedacht waren.
Am einzigen Qualifikationsturnier, welches im Vorfeld stattfand, konnten die Junioren 1 von Lütisburg leider nicht starten, weil ihr Pferd Baldus nicht rund lief. Der EM-Startplatz wurde demzufolge an Tösstal vergeben.
Das Lütisburger Elite Team wurde ebenfalls arg durchgeschüttelt durch den ausbildungsbedingten Abgang von Alina Hitz, die Verletzung von Stefanie Brändle und insbesondere den Trainingsunfall von Nadja Büttiker, der sie für 6 Monate aus dem Zirkel verbannte. Das dreifach angeschlagene Team musste mit Trainerin Moni Winkler den schweren Entscheid fällen, auf die diesjährige WM-Teilnahme zu verzichten.
Nadja Büttiker fiel demzufolge natürlich auch als Kronfavoritin im Einzel aus und alle Augen richten sich nun auf Sven Ris, der erstmals als Senior an den Start geht.
«Wir sind bereit», erklärt Moni Winkler mit fester Stimme. «Acardi, Sven, ich… Bereit, am Sonntag nach Budapest zu reisen. Bereit, unsere Leistungen abzurufen, das im Training Erarbeitete umzusetzen, eine gute Zeit zu verbringen.»
Moni Winkler ist überzeugt, dass Sven Ris reelle Chancen hat, sich unter den ersten sieben Plätzen zu platzieren.
Fakt ist, dass seit Ende Juli 2019 kein Messen auf der internationalen Bühne stattgefunden hat. Die Konkurrenz ist eine grosse Unbekannte. «Ich finde es wahnsinnig, eine Einschätzung abzugeben. Es hat noch nicht mal Teilnehmerlisten gegeben. Zwischendurch konnten vage Nominierungen der Deutschen vernommen werden. Doch wer effektiv in Budapest am Start sein wird, weiss man nicht. Oder wie gearbeitet wurde in der Zwischenzeit. Mangels internationaler Qualifikationsturnieren (die WM-Teilnahme wurde nach internen Sichtungen definiert) wissen wir nichts über unsere Mitstreiter und ihre Pferde.»
Ob Sven sein Potential in der für ihn unbekannten Senioren-Kategorie bereits voll ausschöpfen kann, wird sich weisen. «Auf jeden Fall werde ich Sven dahingehend unterstützen, dass er einen herausragenden Eindruck hinterlässt auf dem neuen Terrain. Sven ist ein ambitiöser talentierter Stern am Voltigehimmel, seine feine leichte Art zu turnen ist absolut zeitgemäss», schwärmt Moni Winkler.
Sven selber ist weniger optimistisch aufgestellt. «Der Start in der Seniorenkategorie fordert mich sehr», gibt der junge Mann offen zu. «Es hat zahlenmässig massiv mehr Kompetitoren. Im Hinblick auf deren Qualität ist der Unterschied enorm zu den Junioren, hat es doch Athleten am Start, welche bereits seit 12 Jahren als Senioren voltigieren. Und auch die anderen Newcomer haben Quantensprünge vollbracht in den letzten zwei Jahren.» Gewohnt selbstkritisch, beschränkt sich Sven’s Erwartungshaltung auf seine eigene Leistung. «Ich wäre sehr frustriert, wenn ich in der Kür runterfallen würde. Mein Ziel ist es, auf Acardi zu zeigen was ich kann, und in den Top 10 zu rangieren.» Mit einem Anflug von Wehmut deutet er auf den bedeutungsvollen Moment hin, welcher seinen Traum vom Junioren-Weltmeister platzen liess. Ermelo 2019. Das Bild von Acardi, als er im Zirkel stehen blieb, und Sven chancenlos runterfiel, hat jeder noch vor Augen. «Der WM-Titel war greifbar. Ich hatte ihn mir erarbeitet, Schritt für Schritt. Diese Möglichkeiten werde ich bei den Senioren nicht mehr ausschöpfen können. Ich glaube, dass andere nachkommen, die stärker sind als ich», meint Sven Ris mit einem Anflug von Melancholie in der Stimme. Ihm fehle der Biss, bei den Senioren durchzustarten; insbesondere angesichts der beindruckenden Franzosen-Reihe.
Sicher ist, dass sowohl die Augen der Voltige Schweiz wie auch der anderen Nationen in Budapest mit Spannung und Respekt auf Sven Ris und sein Herzenspferd Acardi gerichtet sind!